Buchtipp: Kalte Flut (Eeva Louko)

Wir haben es hier mit dem ersten Buch der finnischen Journalistin Eeva Louko zu tun. In ihrer Heimat ist ihr damit ein Bestseller gelungen und ich denke, sie hat auch bei uns die Chance, sehr erfolgreich zu werden.

Die Hauptfigur

Ronja Vaara lebt als nicht besonders erfolgreiche Journalistin in London. Ihrer Heimat Finnland hat sie schon vor zehn Jahren den Rücken gekehrt und kommt immer seltener als Besucherin nach Hause. Ein paar alte Freundinnen gibt es dort noch und ihren Vater, zu dem sie kein besonders enges Verhältnis hat. Nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat als Ronja ein kleines Mädchen war, hatte ihr Vater sie alleine großgezogen, war dabei aber immer sehr in sich gekehrt und nicht besonders gesprächig.

Darum geht’s

Eigentlich wollte Ronja mit ihrem Mitbewohner, den sie braucht, um in London die Miete zahlen zu können, in den Urlaub fahren. Da erhält sie überraschend die Nachricht, dass ihr Vater gestorben ist. Ronja wirft also ihre Pläne über den Haufen und macht sich auf den Weg nach Finnland. Ihr Vater, ein pensionierter Geschichtslehrer, ist ermordet worden. Seine Leiche wurde aus dem Meer geborgen, mit deutlichen Würgemalen am Hals.

Auch bei dieser persönlichen Tragödie, kann Ronja ihre Reportergene nicht abschalten, denn die Polizei ermittelt ihrer Meinung nach viel zu langsam. Also beginnt sie selbst Fragen zu stellen, denn für sie ist es völlig unmöglich, dass jemand einen Grund hatte, ihren harmlosen Vater zu töten. Als sie sich immer tiefer in seine persönlichen Unterlagen vergräbt, wird ihr langsam klar, dass es viele Geheimnisse in ihrer Familie gibt. Mit diesem Wissen begibt sie sich selbst in große Gefahr und weiß bald nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann.

Meine Meinung

Dieser Krimi ist wirklich eine runde Sache. Sympathische Figuren und ein ungewöhnlicher Fall haben mir viel Spaß bereitet. Die Geschichte kommt nur langsam mit Details um die Ecke, so dass es recht lange dauert, bis man herausfindet, was Ronjas Vater jahrzehntelang verborgen hat. So bleibt es tatsächlich bis zum Schluss spannend und die Auflösung des Ganzen und die Enttarnung des Mörders sind sehr überraschend (zumindest für mich). Auch die Nebenstränge sind liebevoll auserzählt, zum Beispiel von Ronjas Freundin aus Kindertagen, die bei Tinder ausgerechnet mit dem ermittelnden Polizeibeamten angebändelt hat, was beide jetzt zu verheimlichen versuchen.

Ich wäre fein damit, wenn an dieser Stelle Schluss wäre, denn für mich ist diese Geschichte auserzählt. Ronja ist hier nicht die Ermittlerin, sondern eine Angehörige, die in ihrer eigenen Familiengeschichte stöbert und damit die Suche nach dem Mörder ihres Vaters vorantreibt. Das ist realistisch und schlüssig erzählt. Wie ich dem Klappentext entnehmen konnte, soll es aber der Auftakt einer Reihe sein. Von daher gehe ich davon aus, dass Ronja nach Finnland zurückkehren und künftig ihre Nase in weitere Mordfälle stecken wird, vielleicht als Polizeireporterin? Ein paar Baustellen gibt es noch, die noch aufgelöst werden können, zum Beispiel die Frage, was aus ihr und ihrer Jugendliebe wird, aber das bräuchte ich jetzt nicht unbedingt. Ich bin mir ohnehin nicht sicher, ob wirklich jeder Krimi in Serie gehen sollte. Manchmal sind Bücher, die einen Anfang und ein Ende haben und einfach für sich stehen können, doch auch sehr schön. Und ermittelnde Journalistinnen und Journalisten gibt es im skandinavischen Raum auch schon so einige.

In Kürze

Titel: Kalte Flut

Autorin: Eeva Louko

Verlag: Heyne

Erschienen: 2024

Preis: 16 Euro

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