Es ist der erste Roman von Rachel Eliza Griffith und direkt ein Buch mit ordentlich Wumms.

Darum geht es

Es ist ein Buch über das Erwachsen werden, über Ungerechtigkeiten, Vorurteile und Familie. Die Handlung selbst lässt sich gar nicht so einfach kurz zusammenfassen.

Im Mittelpunkt steht die 13jährige Cinthy, die mit ihren Eltern und der 15jährigen Schwester Ezra im Norden der USA lebt. Die vier sind ein tolles Team, voller Liebe und Warmherzigkeit. Was ihr Leben allerdings äußerst kompliziert macht: es ist das Jahr 1957 und die Familie ist schwarz. Außer ihnen gibt es nur noch eine weitere schwarze Familie in dem kleinen Ort und sie alle werden nicht gerne gesehen. Papa Heron unterrichtet zwar als Lehrer die weißen Kinder, außerhalb der Schule sieht er sich allerdings regelmäßig Repressalien ausgesetzt. Noch schlechter ergeht es Mister Caeser, dem Vater der anderen Familie. Er ist Hausmeister an der Schule und wird regelmäßig verdächtigt, Straftaten begangen zu haben. Die örtliche Polizei hat beide rechtschaffenen Familien ständig auf dem Kieker und bedroht sie. Die Eltern haben sich mit dieser Situation abgefunden und nehmen sie hin. Wenn sie ungerechtfertigter Weise Probleme bekommen, verprügelt oder inhaftiert werden, akzeptieren sie es einfach. Dieses Hinnehmen versuchen sie auch an die Kinder weiterzugeben, aber in dieser Generation bröckelt die Akzeptanz der Vorherrschaft der Weißen.

Das Amerika der Weißen

Auch wenn das Dorf abseits vom Weltgeschehen liegt, bekommen die Menschen hier mit, dass sich Protest formiert und Forderungen nach Gleichberechtigung, die unabhängig von der Hautfarbe ist, laut werden. Martin Luther King tritt weit entfernt zum ersten Mal in Erscheinung und bekommt viel Unterstützung. Es ist vor allem Ezra, die den Wunsch verspürt, mehr für die eigenen Rechte einzutreten. Sie versucht es im Rahmen ihrer Möglichkeiten und wird sofort vom Unterricht suspendiert. Ihre Eltern halten Bildung für das Wichtigste, was sie den Mädchen mitgeben können, deshalb steht der Schulabschluss an 1. Stelle und darf nicht weiter gefährdet werden. Dennoch kommen noch Situationen auf beide Familien zu, in denen sie sich entscheiden müssen, ob sie sich für die Rechte einzelner Schwarzer einsetzen, auch wenn sie dadurch ihr eigenes Leben gefährden.

Parallel dazu gibt es noch weitere kleinere Erzählstränge. Ezra ist beispielsweise mit der weißen Ruby befreundet, die bitterarm und verwahrlost ist. Eine arme Weiße ist fast so wenig wert wie eine gutbürgerliche Schwarze, aber nur fast. Die Freundschaft wird von keiner Seite gerne gesehen und wird auch nicht von Dauer sein, denn Ruby steht ein komplizierter Weg aus der Armut bevor.

Zwischen der eigentlichen Erzählung gibt es immer wieder eingeschobene historische Kapitel, in denen wir erfahren, wie es zum Beispiel Groß- oder Urgroßeltern ergangen ist. Der Ku Klux Klan spielt dabei eine große Rolle. Der Mord an Schwarzen wird von den Mitgliedern als völlig normal angesehen.

Auf Cinthy und ihre Familie warten in diesem Roman viele schwierige Herausforderungen.

Meine Meinung

Auch wenn die Geschichte in der Vergangenheit spielt, ist sie leider auch heute noch aktuell. Die Rassengesetze wurden in den USA schon 1948 abgeschafft, von wirklicher Gleichbehandlung kann aber auch heute noch nicht die Rede sein.

Dieser Roman ist an einigen Stellen harte Kost, denn das, was den beiden Familien passiert, wird nicht verharmlost, sondern sehr genau beschrieben. Das ist aber auch wichtig, denn diese Ungerechtigkeiten, die es bestimmt genau so oder ähnlich gegeben hat, sollten nicht vergessen werden. Ich muss aber gestehen, das beim Lesen ein paar Tränchen gekullert sind.

Den Grausamkeiten gegenüber steht allerdings ganz viel Wärme und Liebe und ein uneingeschränkter Zusammenhalt. Das macht aus diesem historischen Roman auch noch eine wunderschöne Familiengeschichte.

Ein sehr empfehlenswertes, natürlich auch politisches Buch.

In Kürze

Titel: Was ihr uns versprochen habt

Autorin: Rachel Eliza Griffith

Verlag: Penguin

Erschienen: 2024

Preis: 25.00 Euro