Buchtipp: Dezember 41 (William Martin)

Wenn Ihr historische Thriller mögt, ist dieses Buch perfekt für Euch.

Die historische Einordnung

Amerika ist im Schockzustand, seit die Japaner vor wenigen Tagen Pearl Harbour angegriffen haben. Präsident Roosevelt erklärt daraufhin den Kriegseintritt der USA. Der Krieg ist jetzt greifbar und nah.

Darum geht’s

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Männer. Kevin arbeitet als Drehbuchleser in Hollywood, was keineswegs ein glanzvoller Job ist. Am liebsten würde er Drehbücher schreiben, aber für den Karriereschritt hat es bisher nicht erreicht. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln unterstützt er das FBI und spioniert den Deutschen Bund, eine Nazi-Gruppe in Los Angeles, aus. Der zweite Mann, nennen wir ihn Martin, ist ein deutschstämmiger Amerikaner, der mehrere Identitäten hat. Er arbeitet in einem feinen Bekleidungshaus oder als Saatgutvertreter, je nachdem, welche Rolle ihn gerade näher an sein Ziel bringt. Er will den Präsidenten töten, am Heiligabend, wenn dieser den Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus entzündet. Denn, wenn der Präsident stirbt, wird das Land so durcheinander sein, dass es nicht gegen die Deutschen kämpfen wird, so der Glaube dahinter. Er ist kein Einzeltäter, sondern hat ein unterstützendes Netzwerk im Rücken. Mehr als 3500 Kilometer liegen zwischen Los Angeles und Washington, eine mehrtägige Reise mit dem Zug.

Wie der Zufall es will, hat Kevin zur gleichen Zeit die Nase voll von Hollywood und will zu seiner Familie fahren. Gemeinsam mit der Frau, in die er verliebt ist, bucht er ein Abteil in einem schicken Zug und begegnet dort Martin, der zusammen mit einer mittellosen Schauspielerin reist, die sich als seine Ehefrau ausgibt. Ich will nicht zu viel verraten: Eine Mitreisende stirbt, der Verdacht fällt auf Kevin, der quer durch die USA flieht und dabei nach Martin sucht, weil er ahnt, dass dieser etwas Übles im Schilde führt. Der einzige, der ihm glaubt, ist ein FBI-Ermittler, für den er in L.A. gearbeitet hat. Weil seine Behörde die Sache anders sieht, macht er sich auf eigene Faust, gemeinsam mit einer Privatdetektivin auf die Suche nach der Wahrheit.

Meine Meinung

Es ist ein wunderbar altmodischer Thriller. Das meine ich sehr positiv. William Martin lässt sich Zeit beim Erzählen, er schaut genau hin und schafft es mit seiner Sprache und Wortwahl, die Welt so zu zeigen, wie sie vor über 80 Jahren war. Dabei wirkt das Ganze nie aufgesetzt, sondern sehr authentisch. Ich hatte während des Lesens immer Bilder im Kopf, fast so als ob ich einen Film anschauen würde.

Es ist kein historisches Ereignis, das hier nacherzählt wird, sondern eine fiktionale Geschichte. Die ist aber so realistisch, dass ich zwischendurch gegooglelt habe, ob Roosevelt nicht vielleicht doch ermordet wurde, obwohl ich es besser wusste. Es sind kleine Details, die die Handlung so echt machen: Die Hitparadenplatzierung der Lieder, die im Radio laufen, die Drehbücher die Kevin liest, um da nur zwei Beispiele zu nennen.

Faszinierend finde ich auch, dass es möglich ist, einen Thriller so zu schreiben, dass die Leserinnen und Leser für einen mehrfachen Mörder und Attentäter in spe, Sympathien aufbauen können. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich zwischendurch mitgefiebert habe, ob er es schafft, sein Ziel zu erreichen, obwohl er ein ganz schön übler Typ ist. Insgesamt hat mir die Personenriege gut gefallen, diese Vertreter des unglamourösen Hollywoods, die Amerikaner, die auf Seiten der Deutschen stehen, Frauen, die auf altmodische Art Klischees bedienen oder ihr eigenes Ding machen. Alles zusammen ist eine spannende und unterhaltsame Mischung, die ich sehr empfehlen kann.

In Kürze

Titel: Dezember 41

Autor: William Martin

Verlag: Hoffmann und Campe

Erschienen: 2024

Preis: 24 Euro

Hinterlasse einen Kommentar