Buchtipp: Die Legende ( John Grisham)

Kein Frühjahr ohne einen neuen Roman von John Grisham in meinem Blog. Diesmal hat er sich auf fremdes Terrain gewagt. Er schreibt über die Geschichte der Sklaverei.

Das Setting

Die Umgebung und viele Personen dieses Romans kennen Grisham-Fans schon. Unter dem Motto „3x ist eine Serie“ können wir inzwischen von einer Camino-Serie sprechen und haben es hier mit Band 3 zu tun. Die Vorgänger sind „Das Original“ und „Das Manuskript“, man muss aber beide nicht kennen, um Freude an diesem Buch zu haben. Camino Island ist eine beschauliche Insel vor der Küste Floridas, die viele Künstler und vor allem Schriftsteller anzieht. Kultureller Mittelpunkt ist die Buchhandlung von Bruce Cable. Er lädt regelmäßig Autoren ein und seine Abendessen sind legendär. Dieses Umfeld ist auch für diesen Roman zentral.

Darum geht’s

In Sichtweite von Camino Island liegt eine weitere Insel, Dark Isle. Die hat sich ein geschäftstüchtiger Bauunternehmer ausgesucht, um dort ein Casino, Hotels, Geschäfte und vieles mehr zu bauen. Was ihm dabei egal ist, ist die Geschichte der Insel. Hierhin hatten sich vor mehreren hundert Jahren Menschen gerettet, die von Sklavenhändlern aus Afrika verschleppt wurden und deren Boot gesunken war. Bis in die 1950er Jahre hinein haben sie dort, relativ autark, gelebt. Die letzte Überlebende ist Lovely Jackson, eine alte schwarze Frau. Sie sieht sich als rechtmäßige Besitzerin und will das Land ihrer Vorfahren auf keinen Fall aufgeben.

Lovely Jackson lebt sehr zurückgezogen auf Camino Island, ist etwas menschenscheu und braucht lange, bis sie Vertrauen fasst. Bruce Cable und seine Freunde blicken dem Großprojekt auf Dark Isle skeptisch entgegen, weil sie die Zerstörung von Natur und ihrem ruhigen Leben fürchten. Deshalb bekommt Lovely jede Menge Unterstützung bei ihrem Kampf, der aussichtslos scheint. Sie hat zwar ein Buch über ihr Leben geschrieben, kann aber keine Papiere vorlegen, die die Besitzrechte beweisen.

Zweite Erzählebene

Neben der oben beschriebenen Handlung, sind wir auch dabei als sich die Sklaven auf Dark Isle ansiedeln. Dieser Blick in die Geschichte ist harte Kost, denn die Sklavenhändler sind nach Afrika gefahren, haben die Menschen dort brutal eingefangen wie Tiere, eingepfercht, geschlagen und vergewaltigt.

Eine der Frauen, Nala, bekommt sogar ein Kind von einem dieser brutalen Weißen. Sie ist es, die einen Fluch ausspricht, der alle weißen Männer tötet, die später die Insel betreten. Das sorgt für Spannung.

Meine Meinung

Ihr wisst, dass ich alles verschlinge, was John Grisham schreibt. Hier dachte ich anfangs: Für den geschichtlichen Background ist mir die Story etwas zu launig. Ich habe meine Meinung aber später revidiert, denn eigentlich finde ich es sehr geschickt, nicht mit erhobenem Zeigefinger zu agieren. Der Kontrast zwischen dem kargen Leben auf Dark Isle als Rettung vor einem Leben in Sklaverei und dem feierfreudigen, genießerischen Leben der Schriftstellercommunity macht doch sehr deutlich, wie die Sklaven gelitten haben. Und der Einsatz, den die weißen privilegierten Bewohner zeigen, um erlittenes Unrecht wieder gut zu machen, ist nachahmenswert.

Grisham bleibt sich vom Schreibstil her treu, der Roman lässt sich einfach so weglesen. Ohne Gerichtssaal kommen wir hier (zum Glück) auch nicht aus, allerdings geht es diesmal mehr um trockene Bürokratie, denn um Mord und Totschlag, aber auch das hat seine spannenden Momente. Für mich mal wieder ein gelungener Roman, der meine Erwartungen erfüllt.

In Kürze

Titel: Die Legende

Autor: John Grisham

Verlag: Heyne

Erschienen: 2025

Preis: 24 Euro

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