Der 2. Teil von Christina Reys Afrika-Saga ist da. Meine Rezension zu Band 1 könnt ihr hier noch mal nachlesen Christina Rey: Ein kleines Stück von Afrika. Aufbruch. Verrate ich zu viel, wenn ich sage: Ich liebe dieses Buch?
Ersehnte Fortsetzung
Ich habe mich sehr auf diese Fortsetzung gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Es hat keine fünf Seiten gedauert, da war ich gedanklich schon mitten in Afrika. Es ist kein Thriller und trotzdem genauso spannend. Gab es bei Band 1 für mich am Ende noch eine deutliche Schwäche, bin ich diesmal komplett überzeugt. Seit dem Ende des ersten Romans sind etwa 10 Jahre vergangen und alle Beteiligten sind älter und auch deutlich reifer geworden. Wir hatten die Geschichte an der Stelle verlassen, als sich Ivy in den Schwarzafrikaner Sanele verliebt hatte und ein Kind bekam. Dazu haben beide noch ein „Geisterkind“ adoptiert. Beides in den 1920er Jahren in Tansania (und wahrscheinlich fast überall auf der Welt) ein Skandal.
Darum geht’s (Achtung, es wird gespoilert)
Ivy und Sanele haben aus Edgecumbe Farm ein erfolgreiches Familienunternehmen gemacht. Sie bieten Safari-Touren an, bei denen nicht geschossen, sondern fotografiert wird und freuen sich über zufriedene Gäste. Die Ruhe wird gestört als Lennox, der Neffe von Ivys verstorbenem Mann Adrian auftaucht. Die Familie hat von der skandalösen Beziehung gehört, pocht auf ihr Recht am Landbesitz und zieht sogar vor Gericht, um Adrians Todesurkunde für ungültig erklären zu lassen. Ivy und Sanele müssen das Grundstück verlassen und gelten fortan nicht als verheiratet. Sie werden sowohl von der weißen als auch von großen Teilen der schwarzen Gesellschaft geächtet, müssen getrennt wohnen und können erst nach längerer Zeit wieder zusammenfinden, weil ein reicher indischer Kaufmann, der seit geraumer Zeit in Afrika lebt, beiden Arbeit und Unterkunft bietet.
Bereits in Band 1 haben wir Ranjana kennengelernt, ein junges indisches Mädchen, das mit einem Maharadscha verheiratet wurde. Sie war mit ihm zu Gast auf der Farm und erhielt zum Abschied die zahme Leopardin Desna geschenkt. Als Pflegerin für das Tier reiste das afrikanische Dienstmädchen Naeku mit. Beide haben sich in Indien ineinander verliebt und leben als Herrscherin und Dienerin zusammen, so dass niemand ihre Beziehung bemerkt. Als der alte Maharadscha stirbt, soll Ranjana der Tradition gemäß mit ihm verbrannt werden. Naeku will ihre Liebe nicht verlieren und schafft es, die Maharani samt Leopardin zurück in ihre Heimat zu schaffen. In Tansania sind beide völlig mittellos und finden ebenfalls Aufnahme im Haus des indischen Kaufmanns. Weil man ihm nicht für immer auf der Tasche liegen kann, gibt Ranjana schließlich dem Werben von Lennox Edgecumbe nach und heiratet ihn. Die Ehe steht aber unter keinem guten Stern. Die schüchterne Frau eignet sich weder als Gastgeberin für die Safarigäste, noch kann sie die sexuellen Wünsche ihres Mannes erfüllen. Dieser hat die Farm inzwischen völlig heruntergewirtschaftet. Es kommen keine solventen Gäste mehr, sondern vor allem Jäger, die ein Partywochenende verbringen wollen und wenig Geld einbringen. Also geht er ein Geschäft mit Tierhändlern ein und bietet die Tiere auf der Farm zum Verkauf an Zoos an. Die Tierfänger gehen dabei sehr brutal vor und es sterben deutlich zu viele Tiere, weil sie entweder erschossen werden oder die in Gefangenschaft angebotene Nahrung nicht vertragen. Also bleibt Ranjana und Lennox keine andere Wahl als Ivy um Hilfe zu bitten, die es schon mehrfach geschafft hat, verwaiste Tierbabys aufzuziehen. Und so ziehen Ivy und Sanele zurück auf die Farm, was natürlich viele Probleme mit sich bringt.
Meine Meinung
Auch wenn ihr vielleicht denkt, ihr müsst das Buch nicht mehr lesen, weil ich schon alles erzählt habe, liegt ihr falsch. Es passiert noch so viel mehr und vieles habe ich tatsächlich nur sehr oberflächlich beschrieben.
In diesem Teil der Saga bekommt Ranjana viel Raum und sie dabei zu begleiten, wie sie die indischen Traditionen bricht und bemüht ist, in Afrika Fuß zu fassen, macht Freude. Dieses Buch lebt davon, dass es afrikanische Geschichte in fiktiver Form lebendig werden lässt und sich dabei nicht vor Tabubrüchen scheut. Wir haben eine Beziehung, in der die Hautfarbe eine Rolle spielt, eine homosexuelle Beziehung zwischen zwei Frauen und außerdem eine Gruppe wohlhabender Leute, die sich am Wochenende trifft, um Orgien zu feiern, Partner zu tauschen und Drogen zu nehmen. Diese Gruppe kommt nicht gut weg, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse über die aller anderen Menschen stellt, während wir Ivy und Sanele, Naeku und Ranjana jedes Verständnis entgegen bringen, dass sie sich nicht an die moralischen Vorstellungen ihrer Zeit halten. Christina Rey versammelt eine so wunderbare Schar von sympathischen Menschen in ihrem Buch, dass einem das Herz aufgeht. Natürlich gibt es auch einige richtig böse Gegenspieler, die viel Leid verursachen, aber ich habe trotzdem nie die Hoffnung verloren, dass am Ende alles gut wird. Ich weiß nicht, ob ein dritter Band geplant ist, falls ja, bin ich auf jeden Fall dabei.
In Kürze
Titel: Ein kleines Stück von Afrika. Hoffnung
Autorin: Christina Rey
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2023
Preis: 17 Euro