Buchtipp: Die Entführung (John Grisham)

Alle Jahre wieder freue ich mich auf einen neuen Roman von John Grisham. Diesmal war ich besonders gespannt, denn „Die Entführung“ erzählt die Geschichte aus „Die Firma“ weiter. In der Realität liegen zwischen den beiden Büchern 30 Jahre, im Buch sind es 15.

Darum geht es

Anwalt Mitch McDeere hat den Skandal um seine alte Anwaltskanzlei gut weggesteckt. Vor 15 Jahren hat er mit dem FBI zusammengearbeitet und kriminelle Machenschaften aufgedeckt. Während die meisten seiner Kollegen im Gefängnis gelandet sind und ihren Beruf nicht mehr ausüben dürfen, hat er sich über die Jahre eine gute Karriere aufgebaut. Inzwischen arbeitet er in New York in der größten Kanzlei der Welt. Er ist immer noch mit Abby zusammen und die beiden haben Zwillinge im Grundschulalter.

Sein neuester Fall spielt in Libyen. Seine Kanzlei vertritt ein Unternehmen, das dort an einem großen Bauprojekt beteiligt war und jetzt nicht bezahlt wird. Mitch hat den Fall von seinem schwerkranken Kollegen Luca aus der Dependance in Rom übernommen. Dessen Tochter Giovanna arbeitet in London für die Kanzlei und soll, um ihre Karriere voranzubringen, ebenfalls an dem Fall mitarbeiten. Mitch und Giovanna machen sich unter großen Sicherheitsvorkehrungen auf den Weg nach Libyen. Dort wird Mitch vergiftet, Giovanna entführt und ihre Beschützer getötet. Nach einigen Tagen melden sich die Entführer und fordern 100 Millionen Dollar Lösegeld. Sie verlangen, dass Abby, die im normalen Leben Kochbücher entwickelt, den Kontakt zu ihnen hält und für die reibungslose Übergabe sorgt. Aber zunächst muss das Geld beschafft werden, denn eine solche Summe hat niemand so einfach parat.

Meine Meinung

Ich hatte beim Lesen immer Tom Cruise vor Augen, der in „Die Firma“ die Rolle des Mitch McDeere gespielt hat. Und ihr wisst auch, dass ich John Grisham liebe. Dennoch hatte ich mit diesem Buch meine Schwierigkeiten. Für mich ist der Autor immer dann stark, wenn er juristische Tricks und Kniffe nutzt oder vom Gerichtssaal erzählt. Beides fehlt hier völlig. Das Buch ist interessant und auch spannend, aber im Grunde geht es vor allem darum, das Geld zu beschaffen.

Die Situation, in der sich Giovanna befindet, ist gefährlich und schwierig. Trotzdem hat es sich nicht ergeben, dass ich mit ihr gelitten und gebangt habe. Ich habe mich lange gefragt, warum das so ist und glaube, dass man sie vor ihrer Entführung zu wenig kennenlernt, um mit ihr sympathisieren zu können. Sie ist hübsch, klug und beruflich erfolgreich. Mehr erfährt man nicht, denn sie ist nur bei einem Abendessen Teil der Handlung.

Die Umstände für Mitch und seine Familie sind eigentlich ebenfalls dramatisch, denn es besteht die Gefahr, dass allen, inklusive der Kinder, etwas zustößt. Auch hier hält sich mein Mitgefühl in Grenzen, denn sofort stehen ein Privatjet und eine Villa an einem wunderschönen Ort als Schutzraum zur Verfügung.

Dass zudem alle Klischees über „böse Araber“ bedient werden, möchte ich nicht unerwähnt lassen.

Für mich insgesamt eine nette Geschichte, aber leider kein Highlight.

In Kürze

Titel: Die Entführung

Autor: John Grisham

Verlag: Heyne

Erschienen: 2024

Preis: 24 Euro

Ein Gedanke zu “Buchtipp: Die Entführung (John Grisham)

  1. Ich hab schon relativ lange keine Grishams mehr gelesen, aber für mich ist er auch immer am spannendsten gewesen, „wenn er juristische Tricks und Kniffe nutzt oder vom Gerichtssaal erzählt“. Leider ist das ja nicht immer der Fall.

    Ich hab mich deshalb auch schon auf die Suche nach ähnlich gelagerten Autorinnen und Autoren gemacht, aber irgendwie passt da nicht viel in mein persönliches Raster. 🙂

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