Buchtipp: Klaus Mann. Ein Leben (Thomas Medicus)

Ich weiß, dass ihr meine Buchtipps, die ein bisschen abseits vom Mainstream sind, immer besonders zu schätzen wisst. Demnach solltet ihr diesen Buchtipp mit besonderem Interesse lesen. Es ist eine Biographie, ein pralles Stück Zeitgeschichte und spannend wie ein Krimi.

Warum spannend wie ein Krimi?

Wir wissen, dass es am Ende einen Toten geben wird, Klaus Mann begeht Selbstmord, vermutlich. Warum das so ist, wie sein Leben ein Ende findet und ob nicht möglicherweise doch jemand anderes die Finger mit im Spiel hat, sind Fragen, die sich durch dieses Buch ziehen.

Aber der Reihe nach. Thomas Medicus hat sich schon einige bekannte Persönlichkeiten vorgenommen und ihr Leben biografisch aufgearbeitet. Jetzt ist Klaus Mann an der Reihe. Immer im Schatten des großen Vaters und Nobelpreisträgers Thomas Mann stehend, hat er sich den schwierigsten Beruf ausgesucht, den man in seiner Position haben kann. Auch er wollte schreiben. Schon als Kind waren es Geschichten, als Jugendlicher Theaterstücke, die mit Schwester Erika und Freunden auf die Bühne gebracht wurden, später Essays, Romane und Reiseberichte. Sein ganzes Leben musste er es sich gefallen lassen, verglichen zu werden und meistens kam er dabei schlecht weg.

Klaus Mann war wie eine Kerze, die von beiden Seiten brennt: kraftvoll und hell, aber die Energie verschwindet auch schnell. Er war ein Lebemann, der Mode, schöne Hotels und die Gesellschaft interessanter Menschen genossen hat. Er war aber auch den Drogen verfallen und litt immer wieder unter Depressionen. Er fühlte sich nie wirklich irgendwo Zuhause, war ein Suchender. Dass er homosexuell war, war ein offenes Geheimnis, er lebte so frei damit, wie es zu seiner Zeit möglich war.

Warum solltest du dieses Buch lesen?

Ich habe mich bisher nie mit Klaus Mann beschäftigt, die Bücher seines Vaters und seines Onkels Heinrich kenne ich natürlich, aber von Klaus habe ich nichts gelesen. Trotzdem hat mich dieses Buch sofort interessiert. Den etwas arrogant wirkende junge Mann mit Zigarette im Mund, der auf dem Cover zu sehen ist, fand ich spannend. Und das Buch hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Thomas Medicus schafft das, was immer etwas abgegriffen klingt: die Zeit lebendig werden zu lassen. Er nimmt uns mit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wir bekommen eine ungewöhnliche Kindheit mit, die prall gefüllten 20er Jahre als junger Erwachsener, die Emigration im zweiten Weltkrieg, die Rückkehr als amerikanischer Soldat nach Deutschland und nach dem Krieg die Unruhe, das nicht mehr zurechtfinden in der Welt. All das ist interessant wie ein Roman. Zum Glück sind viele Tagebücher erhalten geblieben. Auch die Zusammenführung von Werk und Autor macht Spaß. Vieles aus dem eigenen Leben findet sich in den Texten wieder, auch der Blick in den Literaturbetrieb macht Spaß.

Ich mag den Stil von Thomas Medicus sehr gerne, kaum hatte ich dieses Buch beendet, habe ich mir ein weiteres von ihm gekauft. Die Doppelbiografie von Heinrich und Götz George und ich freue mich schon sehr darauf.

In Kürze

Titel: Klaus Mann. Ein Leben

Autor: Thomas Medicus

Verlag: Rowohlt

Erschienen: 2024

Preis: 28 Euro

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