Buchtipp: Wildhonig (Jodie Picoult und Jennifer Finney Boylan)

Heute möchte ich dir ein sehr spannendes und lesenswertes Projekt vorstellen. Zwei erfolgreiche amerikanische Autorinnen haben sich zusammengetan, um ein Buch zu schreiben. Wenn man sich die Insider-Infos am Ende des Buches anschaut, war es wohl für beide ein Fan-Girl-Moment.

Darum geht’s

Asher und Lily sind 19 Jahre alt und schwer verliebt. Sie haben sich erst vor wenigen Monaten kennengelernt, als Lily mit ihrer Mutter in die Stadt gezogen ist. Auch Asher lebt allein mit seiner Mutter, sie hat ihren gewalttätigen Ehemann verlassen, als ihr Sohn noch klein war.

Von außen drauf geschaut ist alles schön und harmonisch. Das endet jäh als Lily zu Hause die Treppe herunterfällt und stirbt. Asher sagt, sie muss gestürzt sein und lag tot am Boden als er zu ihr kam, die Polizei ist der Meinung, dass er sie in einem Wutanfall geschubst hat und sorgt für eine Anklage wegen Mordes. Asher Onkel übernimmt die Verteidigung und setzt alles daran, den jungen Mann aus dem Gefängnis zu holen.

Die Hintergründe

Das ist wirklich mal ein Buch bei dem man überhaupt nicht spoilern sollte. Das Ganze hat mich um Seite 250 herum so überrascht wie das lange kein Text mehr geschafft hat. Diesen Moment möchte ich dir nicht nehmen.

Die Struktur des Buches ist gut gemacht. Wir erfahren das, was passiert ist, aus zwei Perspektiven. Lilys Tod ist quasi die Stunde null. Alles, was sich davor ereignet hat, erfahren wir rückwärts erzählt von Lily selbst, alles was danach kommt, erzählt Ashers Mutter Olivia. Beim Schreiben hat übrigens jede Autorin eine Rolle eingenommen.

Diese beiden Zeitebenen und Blickwinkel sorgen dafür, dass sich das gesamte Geschehen erst sehr langsam offenbart und es immer wieder kleine Aha-Momente gibt. Olivia ist am Anfang, genau wie ich als Leserin, fest von Ashers Unschuld überzeugt. Er ist ein warmherziger, hilfsbereiter, sympathischer junger Mann. Mit Fortschreiten des Gerichtsverfahrens tauchen aber immer mehr Zweifel auf, denn Asher zeigt Züge seines gewalttätigen Vaters, mit dem er sich seit Monaten heimlich trifft und Olivia beginnt sich zu fragen, ob er Lily während eines Wutausbruchs vielleicht doch getötet hat. Gleichzeitig sehen wir einen zerbrechlichen, am Boden zerstörten Menschen, der seine große Liebe verloren hat und möglicherweise den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen muss.

All das ist spannend, aber auch sehr emotional.

Meine Meinung

Ich habe fast alle Bücher von Jodie Picoult gelesen, aber sie haben mir tatsächlich immer weniger Spaß gemacht, weil es fast immer um ein moralisches Dilemma, um Gut und Böse, ging. Da hat sich vieles für mich wiederholt und ich hatte keine Lust mehr darauf. Nach einigen Jahren Pause hat sie mich mit diesem Roman komplett abgeholt. Es ist ein Gerichtsdrama (wenn du meinen Blog regelmäßig liest, weißt du, dass ich das liebe), es ist aufregend, sehr aktuell und dadurch auch politisch, es ist empathisch und sehr flüssig lesbar. Ich hatte Phasen, in denen ich eigentlich andere Dinge zu tun hatte und doch lieber mit dem Buch in der Hand sitzen geblieben bin.

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings und das sind die Bienen. Olivia züchtet sie, verkauft Honig und andere Produkte. Die Bienen werden mit ganz vielen Aspekten der Geschichte verknüpft. Denkt sie an ihre Hochzeit zurück, erfahren wir, wie eine Bienenhochzeit aussieht usw. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, mich durch ein Tierlexikon gearbeitet zu haben, denn ich wusste vom alten Ägypten bis heute alles über Pflegeprodukte, Paarungsrituale und Produktionsbedingungen. Das war mir dann doch an einigen Stellen zu dick aufgetragen und ich bin dazu übergegangen, diese Stellen einfach zu ignorieren.

In Kürze

Titel: Wildhonig

Autorinnen: Jodie Picoult und Jennifer Finney Boylan

Verlag: C.Bertelsmann

Erschienen: 2024

Preis: 18 Euro

Ein Gedanke zu “Buchtipp: Wildhonig (Jodie Picoult und Jennifer Finney Boylan)

  1. Danke für den Einblick! Ich habe sehr viele Bücher von der Autorin gelesen, aber irgendwann damit aufgehört. Vielleicht hat es sogar die Gründe, die du nennst, ich kann es nicht genau sagen. Dieses habe ich mir aber mal auf die Liste gesetzt – ich bin gespannt. 🙂

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