Heute möchte ich Euch eine Doppelbiographie vorstellen, die sich mit einem – mir bis dahin völlig unbekannten – Liebespaar beschäftigt. Natürlich kannte ich Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque, aber dass sie was miteinander hatten, war mir neu.
Wer sie nicht kennt, bekommt hier eine Kurzbiographie zur ersten Information. Ich habe mal eine künstliche Intelligenz genutzt, um diese schreiben zu lassen. Das wird eine Ausnahme bleiben, aber wegen einer Handverletzung fällt mir das Tippen gerade etwas schwer und bevor Ihr auf eine Rezension dieses Buchs verzichten müsst…
Marlene Dietrich
Marlene Dietrich wurde am 27. Dezember 1901 in Berlin geboren. Sie war eine der bekanntesten Schauspielerinnen und Sängerinnen des 20. Jahrhunderts. Nach ihrer Ausbildung an der Königlichen Schauspielschule in Berlin begann sie ihre Karriere in den 1920er Jahren im deutschen Film. Ihr internationaler Durchbruch gelang ihr mit der Rolle der Lola in Josef von Sternbergs Film „Der blaue Engel“ (1930). Dietrich emigrierte 1930 in die USA, wo sie schnell zu einem Hollywood-Star aufstieg. Sie war bekannt für ihre glamouröse Erscheinung und ihre markante Stimme. Neben ihrer Schauspielkarriere war sie auch eine talentierte Sängerin und trat in zahlreichen Revuen und Konzerten auf. Während des Zweiten Weltkriegs engagierte sie sich aktiv für die Truppenunterstützung und war eine der ersten Künstlerinnen, die für die US-Armee auftrat. Marlene Dietrich starb am 6. Mai 1992 in Paris und hinterließ ein bleibendes Erbe in der Film- und Musikgeschichte.
Erich Maria Remarque
Erich Maria Remarque wurde am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren. Er war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem für seinen Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ (1929) bekannt ist, der die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Perspektive eines jungen Soldaten schildert. Remarque selbst diente im Ersten Weltkrieg, was seine späteren Werke stark beeinflusste. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte er 1933 in die USA, wo er weiterhin schrieb und internationale Anerkennung erlangte. Zu seinen weiteren bedeutenden Werken zählen „Der Weg zurück“ (1931) und „Der Nachthauptmann“ (1931). Remarque thematisierte oft die Auswirkungen des Krieges auf das Individuum und die Gesellschaft. Er starb am 25. September 1970 in Locarno, Schweiz, und gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Liebe und Politik
Anders als in diesen doch sehr kühlen Kurzbiographien strotzt dieses Buch vor Leben. Beide waren Menschen, die das Leben zu genießen wussten. Sie trafen sich 1937 auf einer Hotelterrasse am Lido von Venedig und stürzten sich direkt in eine wilde Liebesgeschichte, die wenige Jahre dauerte. In dieser Zeit lebte „die Dietrich“ schon in Hollywood, während Remarque den Nationalsozialisten in einem schicken Haus in der Schweiz aus dem Weg ging. Beide hatten ihre Probleme mit dem Regime, waren aber trotzdem in der Lage, sich ein gutes, behütetes Leben zu gönnen und teils aus der Ferne gegen Hitler und seine Schergen zu agieren. Dabei will ich nicht unterschlagen, dass auch das Promi-Leben schwierig wurde, Geldsorgen und der Verlust von Heimat quälten.
Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque waren Superstars ihrer Zeit, die weltberühmte Schauspielerin und der Autor, der mit „Im Westen nichts Neues“ die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern anführte (falls es sowas damals schon gab 😊). Die beiden als Paar wären auch heute ein gefundenes Fressen für die Yellow Press. Ihre Begegnung wird anhand von Briefen und anderen Aufzeichnungen sehr lebendig und die Einbettung in den historischen Kontext macht dieses Buch zu einem interessanten Blick in die jüngste Vergangenheit. Den Nationalsozialismus aus der Sicht eines prominenten Liebespaares habe ich bisher nicht kennengelernt. Andere Biographien fokussieren sich zumeist auf das Werk der beschriebenen Personen, hier geht es vor allem um das Liebesleben und da haben beide eine Menge zu bieten, denn sie wechselten oft ihre Partnerinnen und Partner, teilweise liefen auch mehrere Affären parallel, von daher kommt man auch auf seine Kosten, wenn man den Blick durch verbotene Schlüssellöcher mag.
Meine Meinung
Thomas Huetlin ist ein Buch gelungen, das Spaß macht. Die Mischung aus geschichtlicher Einordnung und „Voyeurismus“ funktioniert sehr gut. Auf der sachlichen Ebene ist das Buch gut recherchiert und informativ und die persönlichen Anekdoten bedienen die Neugier, zumal es doch einige ungewöhnliche Begebenheiten gibt. Marlene Dietrich nutzte ihren Ehemann nach der Trennung dazu, ihr Liebhaber zu organisieren und Erich Maria Remarque heiratete seine Frau ein zweites Mal, obwohl er bereits mit Marlene Dietrich zusammen war. Beide hatten ein abwechslungsreiches Liebesleben, das dem Spaß, aber vermutlich zum Teil auch, dem beruflichen Vorwärtskommen, diente. Den Begriff Voyeurismus habe ich zu Beginn dieses Abschnitts bewusst in Anführungsstriche gesetzt, denn dieses Buch ist nie vulgär oder unter der Gürtellinie, sondern beobachtet alles, was im Schlafzimmer passiert mit ausreichend Abstand.
Etwas schade finde ich, dass die leidenschaftliche Geschichte zwischen Dietrich und Remarque verhältnismäßig wenig Raum einnimmt. Sie ist zwar der Aufhänger dieses Buches, kommt aber sehr wenig vor. Politik und Beziehungen mit anderen Partnern werden deutlich ausführlicher beschrieben. Aber auch das ist sehr spannend, ihr werdet überrascht sein, welche bekannten Personen bei diesem Bäumchen-wechsel-dich-Spiel alle was miteinander hatten.
In Kürze
Titel: Man lebt sein Leben nur einmal
Autorin: Thomas Hüetlin
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2024
Preis: 24 Euro