Buchtipp: Unschuldig (John Grisham / Jim McCloskey)

Heute schreibe ich vermutlich nur eine kurze Rezension, denn ganz ehrlich, dieses Buch braucht nicht viele Worte. Solltet Ihr jemals – wenn auch nur kurz – der Meinung gewesen sein, die Todesstrafe könnte eine gute Sache sein, solltet Ihr es lesen.

Die Autoren

Über John Grisham muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Er ist einer der erfolgreichsten Autoren der Welt und hat sich als studierter Jurist vor allem mit seinen Justizthrillern einen Namen gemacht. Er steht seit Jahrzehnten mit Jim McCloskey in Kontakt. Dieser hat in den 1980er Jahren eine Non-Profit-Organisation gegründet, die sich für die Freilassung von Unschuldigen einsetzt. 70 Gefangene, die zu lebenslanger Haft oder zum Tode verurteilt waren, konnten mit der Unterstützung von Centurion Ministries ihre Unschuld beweisen und das Gefängnis verlassen.

Darum geht’s

Die beiden Autoren haben jeweils fünf Fälle von unschuldig verurteilten Gefangenen ausgesucht und erzählen sie. Auch wenn es ein Sachbuch ist, liest es sich spannender als mancher Krimi und man merkt, dass die Wirklichkeit schlimmer sein kann als jede Fiktion. Die Fälle sind sorgfältig recherchiert und es wird akribisch gezeigt, wo bei den Ermittlungen Fehler gemacht wurden, wie der Weg durch alle gerichtlichen Instanzen verlaufen ist und auch was nach der Entlassung mit den Menschen passiert ist, wie ihr Leben weiter ging. Dabei wird deutlich, dass am Ende eben nicht alles gut ist, denn nach Jahrzehnten im Todestrakt ist niemand mehr körperlich und psychisch gesund und der Wiedereinstieg in das alte Leben gelingt auch oft nicht so recht.

Meine Meinung

Es ist ein wichtiges und sehr interessantes Buch. Die Fälle stammen alle aus den USA, es sind vor allem Männer betroffen und die Taten liegen lange zurück. Das liegt daran, dass es 20 oder sogar 30 Jahre hartnäckiger Arbeit gebraucht hat, um die Justiz davon zu überzeugen, dass jemand eine Tat nicht begangen hat. Ich war an vielen Stellen dieses Buches erschüttert, an anderen einfach nur fassungslos. Wenn es zum Beispiel wasserdichte Beweise gibt, dass jemand nicht am Tatort gewesen sein kann, dies aber niemanden interessiert und die Indizien einfach ignoriert werden. Wenn Tatverdächtige über Tage verhört und psychisch gebrochen werden und dann etwas gestehen, was sie nicht getan haben, um endlich in Ruhe gelassen zu werden. Oder wenn Ermittlungspannen vertuscht und Beweise gefälscht werden, damit man einen Täter präsentieren kann.  Dieses Buch bietet True Crime aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel und ist absolut lesenswert.

In Kürze

Titel: Unschuldig

Autor: John Grisham und Jim McCluskey

Verlag: Heyne

Erschienen: 2024

Preis: 24 Euro

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