Dror Mishani: Drei

In Kürze

Titel: Drei

Autor: Dror Mishani

Verlag: Diogenes

Erschienen: 2019

Preis: 13,00 Euro

Wie mich dieses Buch gefunden hat

Meine Bücher kommen von überall her: als Rezensionsexemplar direkt vom Verlag, aus dem Buchladen, vom Gebrauchtbücheronlinehandel, vom Trödel, aus dem öffentlichen Bücherschrank, aus dem Bücherhotel…. Aber dass mir ein Arbeitskollege ein Buch mitbringt wie bei DREI war eine Premiere. Er war auf Familienbesuch und seine Mutter hatte das Buch beiseitegelegt, weil es sie nicht so recht gepackt hatte und er selbst fand den Klappentext auch nicht so prickelt und dachte, es könnte aber etwas für mich sein. Zurückhaben wollte er es nicht, aber ich habe es ihm doch direkt nach dem Lesen wieder in die Hand gedrückt mit den Worten: „Das musst Du unbedingt lesen.“ Mich hat tatsächlich lange kein Buch mehr so gepackt wie dieses.

Worum geht es denn?

Das ist tatsächlich eine schwere Frage. Wenn ich den Inhalt und die Handlung zu genau beschreibe, gehen die Überraschungsmomente, von denen dieses Buch lebt, verloren. Deshalb muss ich an der Oberfläche bleiben. Zunächst einmal geht es in DREI um drei Frauen, die in Israel leben und ihre momentane Lebenssituation (ja, klingt langweilig, ist es aber überhaupt nicht).

Orna ist von ihrem Mann verlassen worden, der sich mit einer neuen Frau und ihren drei Kindern in Nepal niedergelassen hat. Sie bleibt mit ihrem 8jährigen Sohn zurück, der sehr darunter leidet, dass sein Vater sich überhaupt nicht mehr meldet. Langsam versucht Orna ihr Leben wieder auf die Reihe zu kriegen und lässt sich vorsichtig aufs Online-Dating ein.

Emilia ist als private Pflegekraft aus Osteuropa eingewandert. Sie kümmert sich rührend um einen alten Mann, lernt mit Mühe die neue Sprache und hofft darauf, sich irgendwann weniger fremd zu fühlen. Als der Mann stirbt, ist sie ihren Job und Unterkunft los und muss in einem Altenheim im Zimmer ihres neuen Schützlings wohnen. Als deren Familie sie dabei erwischt, dass sie sich den Schmuck der alten Dame ausleiht, ist sie auch diesen Job los und sitzt auf der Straße.

Ella hat mit Ende 30 und drei kleinen Kinder zu Hause, noch einmal angefangen zu studieren. Jeden Tag sitzt sie in einem Café und schreibt an ihrer Masterarbeit. Den Stress mit den Kindern, mit der Uni und mit ihrem Mann versucht sie durch ein kleines, platonisches Abenteuer zu vergessen.

So unterschiedlich diese Frauen auch sind, sie alle fallen auf den falschen Mann herein.

Was dieses Buch ausmacht

Jeder der drei Frauen gehört ein großer Teil dieses Buches ganz allein. Es sind fast jedes Mal um die 100 Seiten. Der Autor hat dabei die große Gabe, das jeweilige Oberkapitel sprachlich perfekt an die Lebenssituation und den Intellekt der jeweiligen Frau anzupassen. Dadurch bin ich wirklich ganz tief in die Geschichte eingetaucht und hatte das Gefühl, an deren Leben teilzuhaben. Umso schockierender waren für mich dann die schon oben erwähnten Wendungen im Buch. Denn aus einem schönen Roman wird plötzlich ein Krimi und dazu noch ein sehr gut gemachter. Das Buch hat fast alle Emotionen, die man beim Lesen haben kann, aus mir herausgeholt. Nur gelacht habe ich nicht. Es hat mein Herz erwärmt, mich gefesselt, mich erschreckt, zu Tränen gerührt. Für mich eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, weil es eben nicht nur „spannendes Popcornkino“ ist, sondern viel tiefer geht.

Lest es, wenn ihr genug Zeit habt, denn ihr werdet es nicht aus der Hand legen wollen. Ich habe sogar daran gedacht, wenn ich gerade nicht gelesen habe und das passiert mir eigentlich nie.

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