Peter Klisa: In den letzten Stunden der Dunkelheit

Ich glaube, der einzige klassische „Kriegsroman“ samt Kampfhandlungen usw, den ich bisher gelesen habe, ist „Im Westen nichts Neues“. Liegt wahrscheinlich daran, dass es nicht ganz mein Genre ist, würde ich sagen. In diesem Fall handelt es sich trotz Zeit und Raum, eher um einen Thriller. Und den fand ich tatsächlich richtig spannend.

Studienzeit in Berlin

Frederic Carvis ist Amerikaner und hat das Glück mit einem Stipendium bei den besten Physikern der Welt in Berlin studieren zu dürfen. Er genießt das pralle Leben der Großstand und findet mit Anna die Liebe seines Lebens. Allerdings ist es auch die Zeit, in der die Macht der Nationalsozialisten immer größer wird. Die braunen Uniformen sind allgegenwärtig und es wird für die jungen Menschen immer schwieriger sich gegen deren Einfluss zu wehren. Als Carvis seinen Aufenthalt in Berlin verlängern will, um bei Anna bleiben zu können, bekommt er von ihr eine Abfuhr und kehrt nach Hause zurück. Als der Krieg ausbricht, hat er keine Chance mehr, sie wiederzufinden, obwohl er das Gefühl hat, ihr immer und überall zu begegnen.

Rückkehr in Kriegszeiten

Inzwischen sind fast 10 Jahre vergangen. Carvis musste Soldat werden. Kämpfe sind ihm weitgehend erspart geblieben, weil er als Übersetzer wichtiger ist. Hitlers Truppen pfeifen aus dem letzten Loch und die Alliierten sind sich sicher, dass der Krieg spätestens in einigen Wochen zu Ende sein wird. Da bekommt Carvis einen neuen Marschbefehl. Er wird zu einem Geheimauftrag nach Berlin geschickt – nahezu unbewaffnet und nur mit einer Handvoll Männer zur Unterstützung. Zu dieser Zeit ein wahnwitziges Vorhaben, denn in der Stadt toben Kämpfe, weil dort bereits Nazis und Russen aufeinandertreffen und die Deutschen von Kindern bis zu Schwerstkranken und Greisen alles auffahren, was eine Waffe halten kann.

Carvis soll mit seinem Team seinen früheren Professor Paul Bergmann aus dem Land holen. Der renommierte Physiker soll in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen und die Amerikaner wollen um jeden Preis verhindern, dass die Pläne dazu den Russen in die Hände fallen. Mit einem konfiszierten deutschen Flugzeug werden Carvis und seine Männer mitten in Berlin abgesetzt und sind dort völlig auf sich alleine gestellt. Natürlich läuft nichts so wie geplant und so setzen die Soldaten immer wieder ihr Leben aufs Spiel, um ihr Ziel zu erreichen.

Meine Meinung

Es ist eine spannende Geschichte, die uns Peter Klisa hier präsentiert. Es ist sein erster Roman, denn eigentlich ist er Chemiker und produziert Einsatzstoffe für die Bau- und Automobilindustrie. Wie uns sein Verlag mitteilt, hat er lange für dieses Buch recherchiert und das merkt man auch. Ich bin keine Expertin, aber für mich scheint alles technisch und historisch Hand und Fuß zu haben. Die Handlung fand ich sehr spannend und sie hat mich sofort eingesaugt, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Wechsel zwischen den Kriegszeiten mit viel Detailwissen und Grausamkeiten und den fröhlichen Vorkriegszeiten hat das Lesen etwas erleichtert, weil er die ständige Anspannung etwas gelockert hat. Nur von dem Kriegsgreuel zu lesen, wäre mir auf Dauer zu hart gewesen. So konnte ich die Pausen nutzen, um etwas durchzuatmen. Gleichzeitig führt dieser Wechsel auch dazu, dass man die Brutalität des Krieges noch viel deutlicher wahrnimmt, wenn wir im Kontrast dazu die jungen Leute erleben, für die es nichts wichtigeres gibt, als bei den Olympischen Spielen zuschauen zu dürfen.

Für mich ein spannendes, ergreifendes Buch, das mich bei manchen der beschriebenen Situationen aber auch sehr mitgenommen hat. Gerade die Szenen im Lazarett fand ich hart oder die Kampfszenen, an denen Jugendliche beteiligt waren. Dennoch – oder auch gerade deshalb – ein empfehlenswertes Buch.

In Kürze

Titel: In den letzten Stunden der Dunkelheit

Autor: Peter Klisa

Verlag: Heyne

Erschienen: 2023

Preis: 11 Euro

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