Allen Carr war in den 1990er die große Hoffnung aller Raucher. Mit seinen Ratgebern rund um das Thema Endlich Nichtraucher hat er sich eine riesengroße Fanbase geschaffen und Millionen von Menschen dabei geholfen, sich das Rauchen abzugewöhnen.
Sein Konzept, das mittlerweile EasyWay heißt, soll aber nicht nur beim Nicht-mehr-Rauchen helfen, sondern wird inzwischen auf alle Arten von Süchten angewendet: Drogen, Alkohol, Zucker. Obwohl Allan Carr schon 2006 gestorben ist, veröffentlichen seine Nachfolger weiterhin Bücher unter seinem Namen. Ganz neu hinzugekommen ist jetzt dieses Buch, dass Menschen helfen soll, die wahllos Lebensmittel in sich hineinstopfen, ohne Hunger und Genuss.
Anders als bei anderen Ernährungsratgebern erfährt man hier wenig über gesunde Nahrung. Rezepte oder ähnliches gibt es auch nicht. Stattdessen spielt ausschließlich die Psyche eine Rolle. Generell ist von Junkfood die Rede, darunter fällt alles, was industriell verarbeitet wurde und/oder Zucker enthält. Gut sind demnach fast nur Obst und Gemüse und einige Vollkornprodukte. Der Kern des ganzen ist aber ein interessanter Ansatz: Während eigentlich immer die Rede davon ist, dass man es mit Willenskraft schafft, abzunehmen, sagt Carr, dass dies genau der falsche Weg ist. Willenskraft trägt einen eine bestimmte Strecke weit, ist aber keine dauerhafte Lösung, weil die Gier nach ungesunden Lebensmittel dadurch nicht verschwindet, sondern nur verdrängt wird. Irgendwann bricht sie doch hervor und man stopft sich voll und fühlt sich anschließend schlecht, weil man versagt hat. So beginnt der Teufelskreis immer wieder von vorn.
Mit der EasyWay-Methode soll man vielmehr erkennen, dass einem das Suchtmittel bzw die schlechte Nahrung nicht guttut und sie deshalb gar nicht mehr essen wollen. Dadurch sei es kein Verlust, denn man hat nicht das Gefühl auf etwas zu verzichten, wenn man dies gar nicht haben will. Das Buch führt Schritt für Schritt zu dieser Erkenntnis, immer mit kleinen, überschaubaren Regeln.
Fazit
Den Ansatz dieses Buches finde ich interessant. Wer schon mal gegessen hat, weil der Tag stressig war, die Kinder genervt haben oder man das Gefühl hat, den dicken Eisbecher jetzt einfach zu brauchen, kennt es: danach fühlt man sich selten besser. Stattdessen ärgert man sich über die Kalorien, das ausgegebene Geld oder darüber, dass man sich so vollgestopft fühlt, dass der ganze Bauch schmerzt. Auf die Erkenntnis, dass dieses Frust- oder Belohnungsessen die Situation nicht verbessert, sondern eigentlich noch schlimmer macht, weil das schlechte Gewissen noch obendrauf kommt, kommt man vielleicht, kann damit aber nicht umgehen. Die nächste Fressattacke kommt bestimmt. Da gibt das Buch ganz gute Denkanstöße.
Die Methode selbst ist für mich wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Ich musste beim Lesen immer an die amerikanischen Prediger denken, die auf einer Bühne stehen und ihr Publikum laut und mit ständigen Wiederholungen motivieren wollen. Mir kam es zum Teil wie der Versuch einer Gehirnwäsche vor, der bei mir nicht zum gewünschten Erfolg führt. Ich bin wahrscheinlich zu sehr Kopfmensch dafür, kann mir aber vorstellen, dass diese Methode bei Menschen, die dafür empfänglich sind, gut funktionieren kann. Und was kann es besseres geben als Dinge, die einem nicht guttun, nicht zu wollen?