Der Tag, an dem Prinzessin Diana starb, war sonnig und warm. Ich war frisch verliebt und den ganzen Tag mit dem neuen Mann an meiner Seite unterwegs. Wir waren glücklich und außer uns beiden hat uns nichts interessiert. Abends fragte mich meine Mutter am Telefon: “Was sagst du denn zu Diana?“ und ich antwortete perplex: „Was soll ich denn zu ihr sagen?“. Während die ganze Welt trauerte und gebannt vor dem Fernseher hing, hatte ich davon nichts mitbekommen. Am Tag ihrer Beerdigung war ich in einem Freizeitpark, dieser Betriebsausflug war lange vorher gebucht worden. Meine Kolleginnen waren stinksauer, dass sie nicht zu Hause bleiben konnten und hofften verzweifelt darauf, dass ihre VHS-Rekorder es schafften, die gesamte Beerdigung aufzunehmen. Daran merkt man vielleicht, wie sehr meine Generation sich mit dieser Frau verbunden fühlte. Als Kinder hatten wir ihre Hochzeit mitbekommen, als (fast noch) Teenies ihre Scheidung und als junge Frauen ihren Tod. Deshalb hat mich dieses Buch, das mir 17 Jahre nach seinem Erscheinen in die Hände gefallen ist, sehr gereizt. Du bekommst es auch heute noch überall dort, wo es gebrauchte Bücher gibt.
Wie fängt es an?
Mit einem Abschied. Zitat: “Die Prinzessin starb am Sonntag, dem 31. August 1997, um vier Uhr morgens in einem Krankenhaus in Paris. Ich sah sie zum letzten Mal, als sie am Freitag, dem 15. August, vom Haupteingang des Kensington Palace losfuhr und vom Rücksitz ihres BMWs aus zum Abschied winkte.“
Worum geht’s?
Es ist die Lebensgeschichte von Paul Burell, der mit 16 Jahren als Lakai in den Dienst von Königin Elisabeth eintritt, später Butler von Charles und Diana wird und schließlich nur noch für Diana arbeitet. Da er fast sein gesamtes Leben der königlichen Familie verschrieben hat, dreht sich auch dieses Buch hauptsächlich um die Royals. Er hat einen sehr guten Einblick, auch in das Privatleben und kann vieles richtig stellen, was aus seiner Sicht in den Medien falsch dargestellt wurde.
Wer hat es geschrieben?
Autor Paul Burell ist Jahrgang 1958 und hat bis zum Tod von Prinzessin Diana für die königliche Familie gearbeitet. Anschließend wurde er Fundraiser bei einer Diana-Gedenkstiftung, verlor diesen Posten aber nach seiner Darstellung, weil er den anderen Vorstandsmitgliedern zu unbequem war. Später wurde er verhaftet und bezichtigt, hunderte von Gegenständen aus dem Besitz der königlichen Familie gestohlen zu haben. Der Strafprozess wurde eingestellt, wahrscheinlich, weil die Queen sich eingeschaltet und zu seinen Gunsten gesprochen hatte. Er eröffnete ein Blumengeschäft und schrieb Bücher über gutes Benehmen. Heute ist er ein gern gesehener Interviewpartner, wenn es um Klatsch und Tratsch aus der königlichen Familie geht und hat an der britischen und der australischen Version des Dschungelcamps teilgenommen.
Lohnt es sich?
Auf jeden Fall. Mir hat gefallen, dass dieses Buch nicht unmittelbar nach Dianas Tod veröffentlicht wurde, sondern mit dem Abstand von etwa fünf Jahren. Es ist auch kein Enthüllungsroman. An den Stellen, an denen es Gelegenheit für schmutzige Wäsche gegeben hätte, schweigt Paul Burell.
Man merkt in jedem Kapitel seine Achtung und seinen großen Respekt vor der Queen und Diana. Trotzdem bekommt man einen guten Einblick in das Leben hinter den Palastmauern. Dadurch, dass seine Kinder fast im selben Alter waren wie die Prinzen Harry und William gab es nicht nur die dienstlichen Begegnungen, sondern auch viel privaten Kontakt. Gerade dort erkennt man die Herzlichkeit und Liebe der Prinzessin für andere Menschen.
Gegen Ende wird das Buch allerdings etwas langatmig. Die Prinzessin ist tot und Paul Burell fechtet einen einsamen Kampf aus, um ihr Andenken zu bewahren. Aus seiner Sicht ist er der einzige Mensch, der sie wirklich gekannt hat, während alle anderen ihn nur als den Butler sehen. Da bekommt das Ganze leicht manische Züge und wäre für mich nicht unbedingt nötig gewesen. Davon abgesehen aber ein sehr interessantes Buch.
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