In Kürze
Titel: Kalt und still
Autorin: Viveca Sten
Verlag: dtv
Erschienen: 2022
Preis: 16,95 Euro
Normalerweise suche ich meine Bücher nicht nach Jahreszeiten aus. Ich habe kein Problem mit Weihnachtsgeschichten im Sommer oder leichter Sonnenlektüre im Herbst. Aber das hier ist definitiv ein Buch für die kalte Jahreszeit. Auch wenn es bei uns nie so kalt sein wird.
Die Geschichte Teil 1
Hanna Ahlander ist Polizistin in Stockholm. Bei den Ermittlungen gegen einen Kollegen hat sie sich als einzige gegen ihn gestellt und ist seither bei ihrem Team und dem Chef unten durch. Am liebsten möchte man sie ganz loswerden, schickt sie aber erstmal für einige Wochen in Zwangsurlaub. Als sie mit diesen bad news im Gepäck nach Hause kommt, macht ihr Freund ihr klar, dass sie die Wohnung so schnell wie möglich verlassen soll, denn er hat keine Lust mehr auf Beziehung und auch schon eine neue Frau am Start. Ohne Job und Heim nimmt Hanna das Angebot ihrer Schwester an, für einige Wochen in deren Ferienhaus unterzukommen. Ferienhaus ist untertrieben, es ist eher eine Villa in einem bekannten Skiurlaubsort in Schweden. In Are (eigentlich mit schwedischem Kringel auf dem A, den meine Tastatur leider nicht zu bieten hat) möchte sie eigentlich nur zur Ruhe kommen und ihre Wunden lecken.
Die Geschichte Teil 2
Die 18jährige Amanda kommt nach einer Party nicht mehr nach Hause. Zunächst vermutet man, dass sie auf dem Weg erfroren sein könnte, private Suchmannschaften versuchen sie im tiefen Schnee zu finden. Allerdings vergeblich. Als einige Tage später morgens der Skilift in Betrieb genommen wird, sitzt die Leiche des Mädchens, nur mit Unterwäsche begleitet, in einer Gondel. Damit ist klar, dass es sich nicht um einen Unfall gehandelt haben kann und die Suche nach dem Mörder beginnt.
Neu im Team
Hanna Ahlander hilft zunächst bei der privaten Suche mit, kann aber ihr Polizistin-sein nicht ausschalten und wird schließlich Teil des Ermittlerteams in Are. Es gibt zahlreiche Verdächtige, die ein Motiv haben könnten, das beliebte Mädchen aus dem Weg zu räumen. Und so entwickelt sich eine spannende Geschichte in einer traumhaften Kulisse.
Meine Meinung
Ich kannte Viveca Sten bisher gar nicht, obwohl KALT UND STILL bereits ihr zehnter Thriller/Krimi ist. Da habe ich definitiv noch etwas nachzuholen. Dieses Buch hat mich sofort mitgenommen, obwohl es lange dauert bis überhaupt etwas spannendes passiert. Die Autorin lässt sich Zeit dabei, uns ihre Protagonisten nah zu bringen. Umso härter trifft dann auch der Mord an Amanda, da wir sie zuvor als liebenswerte Jugendliche kennengelernt haben. Die Umgebung, in der die Geschichte spielt, hat mir auch sehr gut gefallen. Die Winteratmosphäre mit eisigen Temperaturen und viel Schnee kennt man natürlich aus vielen skandinavischen Bücher. Meistens kommt dort aber noch die Einsamkeit hinzu. Hier spielt die Geschichte mitten in einem beliebten Urlaubsort, in dem die Reichen ihre Ferienhäuser haben, aber auch ganz normale Menschen wohnen, die arbeiten, einkaufen oder zu Schule gehen. Mitten in diese friedliche Normalität hinein, trifft ein solches Verbrechen doppelt hart. Hinzu kommt, dass Viveca Sten es schafft, dass man sich in ihre Figuren hineinfühlen kann. Sicherlich kann man nicht jedes Verhalten zu 100 Prozent nachvollziehen, aber dass sich z.B. Eltern, die ein Kind verloren haben, nicht mehr rational verhalten können, versteht man sehr schnell. Dieser Polarkreis-Krimi soll der Auftakt einer neuen Reihe sein und ich denke, dass sowohl Hanna Ahlander als auch die Kollegen in Are noch eine ganze Menge Potential bieten. Band 1 kann ich auf jeden Fall wärmstens weiterempfehlen. Ich wollte das Buch eigentlich gar nicht mehr weggelegen, weil ich es sprachlich sehr angenehm fand und es zudem viele Möglichkeiten zum mitraten gibt. Verdächtige gibt es auf jeden Fall eine ganze Menge.